In der Zeit des ausgehenden 16. Jahrhunderts wurde auch die Pfarre Lank von den Kämpfen um den wahren Glauben nach der Reformation und dem Tridentinischen Konzil betroffen. Der Truchsessische
oder Kölnische Krieg verwüstete die Lande des Kurfürstentums Köln erheblich.
Ruhiger ging es dagegen im Herzogtum Jülich-Kleve-Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf zu. In diesem Triple-Herzogtum regierte von 1539 bis 1592 Herzog Wilhelm V., den man auch „den Reichen“ nannte. Während auf der linken Rheinseite der Kampf um die Oberhoheit im Kurfürstentum
tobte, bemühte sich Herzog Wilhelm um einen Ausgleich zwischen Katholiken und Protestanten in seinem relativ friedlichen Herzogtum. Dabei wurde er aber immer mehr von vielen Krankheiten behindert. So zählt man 11 Schlaganfälle,
eine halbseitige Lähmung, eine Rückgratverkrümmung und auch zunehmend mentale Schwächen zu dem diffusen Krankheitsbild. Hinzu kamen diverse Probleme und Sorgen in seiner Familie und an seinem Hofe. Sein als Thronfolger vorgesehener ältester Sohn Karl Friedrich
starb 1574 auf einer Reise in Rom an Blattern. So musste er seinen ungeliebten zweiten Sohn Johann Wilhelm zu seinem Nachfolger aufbauen.
Dieser hatte wohl gewisse Krankheiten von seinem Vater geerbt. Er galt bald als geistesgestört. Johann Wilhelm litt an Melancholie, hatte aber zeitweise Tobsuchtsanfälle, so dass man ihn über eine längere Zeit einsperren musste. Dazu kam
die Sorge um einen Nachkommen, was auch nicht besser wurde, als er 1585 die schöne Markgräfin Jakobe von Baden heiratete. Eine Prunkhochzeit
wurde in Düsseldorf gefeiert mit Ritterspielen und einem Riesenfeuerwerk am Rhein. Das ist auch heute noch in der Düsseldorfer Stadtgeschichte
ein stolzes Datum. Aber 1590 kam es zu einem dramatischen Zusammenbruch nach neuerlichen Tobsuchtsanfällen. Der Hof versuchte alles Mögliche, um
den Thronfolger zu heilen oder wenigstens seine Gesundheit zu verbessern. Ein Konsilium von Geheimen Räten, Theologen, Medizinern und Exorzisten
kümmerte sich um den Jungherzog. Im Frühjahr 1591 meldete sich auch der damalige
Pfarrer von Lank, der in den Akten „Johann von Lank“ genannt wird, mit vielversprechenden Behandlungsvorschlägen. Er wurde nach Düsseldorf zitiert und von drei herzöglichen Räten vernommen. Als „Heilmittel“ (Remedia) gab er an: mit Salz versetztes geweihtes Wasser, davon dreimal täglich eineinhalb Löffel einzunehmen, dann den
Kopf mit Rosenwasser waschen und einen Sud aus Kräutern, in Bier gebraut, einzunehmen, wobei er sich weigerte, die Kräuter zu benennen. Die Kur sollte am frühen Morgen des 1. Februars beginnen und genau 30 Tage dauern. Das wäre auch kein Aberglaube, sondern alles geschähe mit Gebeten und Segenssprüchen. Zur Ursache der Krankheit sagte Johann von Lank, dass der Herzog Gift getrunken habe und „angeblasen“ worden sei. Gefragt, woher er das wisse,
antwortete der Pastor, das habe er aus dem Horoskop des Kranken entnommen. Astronomie
war damals eine gängige Wissenschaft, auch in der Heilkunde. Schuld sei der Planet Saturn, der auch für die „schwarze Galle“ verantwortlich sei.
Die Kommissionsmitglieder haben diese Behandlung aber nicht befürwortet, da sie befürchteten, dass es sich hier um Einflüsterungen des Teufels handeln könnte.

Wie lange die Behandlung durch den Lanker Pfarrer gedauert hat, ist nicht bekannt.

Der Pfarrer als Hexer

Doch wurde von den Räten, die mehr und mehr an Dämonisierung
und Hexerei glaubten, im Jahre 1605 der Lanker Pfarrer als Urheber der Verhexung benannt
und Anklage erhoben. Der Ambrosianerpater Franziskus, ein Italiener, will den damals 90 Jahre alten Pfarrer am 25. September 1605 tot in seiner
Zelle auf einem Strohsack liegend gefunden haben. Er hatte sich wohl in selbstmörderischer Absicht mit einem Messer in den Hals gestochen. Der Körper sei „noch warm“ gewesen. Der Pater
war sicher, dass der Teufel selber dem Pfarrer die Seele entrissen hatte. Jedenfalls war es äußerst selten, dass man einen Priester der Hexerei beschuldigt hatte. Das war also das Ende des Lanker Pastors Johann von Lank, der in keiner anderen bekannten Chronik vorkommt. So besteht in der Liste der Lanker
Pfarrer zwischen 1569 und 1613 eine Lücke. Gewöhnlich wurden die Lanker Pfarrer, die das Amt nur vetretungsweise für das Kaiserswerther Stift ausübten, vom Stift eingesetzt. Die Geschichte der Jakobe von Baden, der man
ebenfalls allerlei Teufelspraktiken und Intrigen
vorgeworfen hat, berichtet von einem Zaubertrank, der mit Chrisam zubereitet worden war.
Dieses konnte nur von einem Priester stammen. Auch fand man bei ihr geheimnisvolle Zettel, die zum Teil in die Kleidung des Herzogs eingenäht
waren und wohl zu einem Fruchtbarkeitszauber gehörten. Auch sonst hat Jakobe wohl alles getan, um einen Nachfolger zu gebären. Sie nahm auch einen Liebhaber zu Hilfe. Viele Badekuren, aber auch exzessive Versuche, dem Herzog beizuwohnen, lassen sich nachweisen. Dem Herzog
wurde von seinen Ärzten schließlich geraten, seine
Kräfte zu schonen. Schließlich starb Jakobe von Baden am 3. September 1597 eines gewaltsamen Todes. Auch wenn der Täter nicht feststeht, so kann man wohl die damalige protestantische Fraktion am Hofe unter Führung der verfeindeten Herzogin Sybille
dahinter vermuten. Die schöne Jakobe wird von der Düsseldorfer Tradition auch als „Rheinische Maria Stuart“ bezeichnet. Johann Wilhelm wurde wieder verheiratet, doch auch die Ehe mit Antonie
von Lothringen blieb kinderlos. Jakobe von Baden soll auch heute noch als „weiße Dame“ durch den alten Schlossturm geistern.

Monatsartikel Herzog Wilhelm und der Hexer aus Lank
Unser Titelbild das Ende des Geldrischen Erbfolgestreits. Herzog Wilhelm V. wirft sich Kaiser Karl V. demütig zu Füßen

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Titelbild
aus dem Rijksmuseum CC0, Link

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